Museumsauftakt 2022

 

Das Schwälmer Dorfmuseum Holzburg widmet sich 2022 dem Jahresthema „Das Ganze Haus“.

Dazu sind über das gesamte Jahr hinweg verschiedene Veranstaltungen geplant: z.B. zur vorindustriellen Landwirtschaft, zu Bauerngärten, zur Vorratshaltung, zu Konservierungs- und Zubereitungstechniken in der "schwarzen Küche" u.v.m.

 

Die Auftaktveranstaltung am Sonntag, 3. April 2022, 14 Uhr führt in das Thema ein und beleuchtet in einem Vortrag von Museumsleiterin Heidrun Merk, M.A. den Begriff des „Ganzen Hauses“.

Der Eintritt kostet 3.- Euro

 

Was bedeutet das Prinzip „Das Ganze Haus“?

Unter dem Begriff „Das Ganze Haus“ (von griechisch Oikos) versteht man eine patriachalisch organisierte Wirtschaftseinheit, in der Menschen unter einem Dach zusammenleben und -arbeiten. Das Prinzip des „Ganzen Hauses“ war über viele Jahrhunderte hinweg nicht nur in der Schwalm die gängige Ökonomie. Sie garantierte ein zwar arbeitsintensives, aber nachhaltiges und ökologisch sinnvolles Wirtschaften in der Landwirtschaft.

 

Es galt die Ernährung der Menschen in der Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft des "Ganzen Hauses" sicher zu stellen. Jede Person - der Bauer, die Bäuerin, die unverheirateten Geschwister, Kinder, Alte und das Gesinde - hatten eine zwar hierarchisch gegliederte, aber klar definierte Stellung in dieser Gemeinschaft. Diese bot ihnen Sicherheit, wenn auch nicht Geborgenheit oder gar Intimität. Emotionen spielten kaum eine Rolle. Nicht mehr arbeitsfähig zu sein, bedeutete überflüssig geworden zu sein. Nur alte Menschen und kleine Kinder waren von der gemeinsamen Arbeit ausgenommen.

 

 

Was war der Zweck dieser Nutzungsgemeinschaft?

Sinn und Zweck dieser Nutzungsgemeinschaft war es, die Hofstelle als wirtschaftliche Einheit zu erhalten und nach Möglichkeit zu vergrößern. Darauf zielte auch die Heiratspolitik ab.

 

Obwohl der Ackerboden in der Schwalm fruchtbar war und gute Ernten einbrachte, war er im Besitz von nur wenigen wohlhabenden Bauern.

 

Ein großer Teil der Bevölkerung bestand aus Kleinbauern, Häuslern und armen („geringen") Leuten, die wenig oder keinen Grund und Boden besaßen. Diese soziale Gliederung spiegelt sich auch in der dörflichen Architektur der Bauernhäuser.

 

Im bebilderten Vortrag werden rund 250 Jahre bäuerliches Leben in der Schwalm beleuchtet. U. a. geht es um die hierachische Struktur in den Dörfern, die Stellung der Männer, Frauen und Mädchen, der Kinder, der alten Menschen, des Gesindes und der Armen. Dörfliche Machtverhältnisse werden ebenso thematisiert, wie die Nutzung des Gemeindeeigentums (Allmende). Außerdem werden die Themen Vorratshaltung und Ernährung behandelt, denn die bäuerlichen Betriebe waren überwiegend Selbstversorger.

 

Postkartenausstellung mit Motiven zur Schwälmer Tracht

Um 16 Uhr findet in der Heimatstube im 1. OG des ehemaligen Gasthauses Wahl die Eröffnung der Postkartenausstellung "Gruß aus Hessen" statt.

Die Sammlung ist eine Schenkung von Helga Weigand und Claus Schwing aus Ulrichstein an das Schwälmer Dorfmuseum und zeigt Trachtenmotive aus Hessen, Thüringen und Baden.

 

Die Ausstellung ist vom 3. April bis 31. Juli 2022 immer sonntags von 14-17 Uhr geöffnet. Eintritt 3.- Euro.

 

36 Postkartenmotive zeigen Schwälmer Hochzeitspaare, junge Schwälmerinnen mit ihren Kindern, kleine „Rotkäppchen“ im Kreis sich an den Händen haltend und prächtig gekleidete Trachtenfrauen aus Thüringen, die dem Betrachter stolz ihre Thüringer Klöße präsentieren. Es sind colorierte Drucke, zumeist vom Beginn des 20. Jh. Sie zeigen eine heile bäuerliche Welt in bunten Farben. Die Menschen tragen ihre Sonntagstrachten. Von Arbeit und Mühsal im bäuerlichen Alltag ist nichts zu sehen.

 

Die meisten Postkarten sind in Sütterlin eng beschrieben oder mit flüchtig hingeworfene Grußzeilen versehen. Die Poststempel auf den aufgeklebten Briefmarken des „Deutschen Reiches“ geben Aufschluss darüber, wann die Karten an das „liebe Fräulein Anne“ oder „die lieben Eltern“ verschickt worden sind.

 

Die Sammlung ist eine Schenkung von Claus Schwing und Helga Weigand aus Ulrichstein an das Schwälmer Dorfmuseum Holzburg. Sie Sammlung ist über Jahre hinweg enstanden. Die Postkarten sind zeitgeschichtliche Dokumente, die zeigen, wie stolz die Menschen auf ihre Trachten waren und wie beliebt diese Postkartenmotive mit einem freundlichen „Gruß aus Hessen“ damals waren und noch immer sind.

 

Im Museum gelten die 3-G-Regeln und Maskenpflicht ! Infos unter 06698 / 250 9915